Die Wahrheit ist der Leitstern der Philosophie

Philosophie ist für den großen Denker Arthur Schopenhauer das umfassende Ganze, das Eine, das Unteilbare. Das normale Leben der Menschen ist dagegen die zersplitterte Vielheit und ein unbezwingbares Uneins. Das Leben erscheint ihm in hypochondrischer Stimmung, von der Seite der Ästhetik her betrachtet, als ein Karikaturenkabinett, aus intellektueller Sicht, als ein Narrenhaus und von der moralischen Seite her, als eine Gaunerherberge. Darum müsse der Philosoph auf ein glückliches Leben verzichten, denn dieses sei, wenn nicht eine einzige Plage von Sorgen und Not, trivial bis zur Unerträglichkeit.

Ein heroischer Lebenslauf ist durch nichts zu überbieten

Das höchste ist für Arthur Schopenhauer ein heroischer Lebenslauf. Einen solchen führe derjenige, welcher in irgendeiner Art und Angelegenheit für das der Allgemeinheit zugute Kommende mit übergroßen Schwierigkeiten kämpfe und siege.
Für Arthur Schopenhauer ist die Wahrheit der Leitstern seiner Philosophie. Er ist der Überzeugung, dass in der Philosophie nichts zu erreichen sei, wenn man vom Abstrakten, statt vom Anschaulichen ausgehe.

Erfahrung und Anschauung leiten ihn. Die Fähigkeit, alles Vorgestellte in ein Ich als Willen zusammenzufassen und dadurch aufzuspalten, was je erscheint, ist die Methode, die er durchgängig anwendet. Arthur Schopenhauer betrachtete sich selbst als das allerrealste Wesen der Welt und sein Erkennen und Denken als den Mittelpunkt der Selbigen.

Die vierfache Wurzel des Grundes

Der Intellekt besitzt den ihm eingeborenen Satz vom Grunde, mit dem die Welt erklärt wird. Welt ist nach Arthur Schopenhauer nur, wo der Satz vom Grunde gilt. Er gibt mit seinen vier Wurzeln den jeweils zureichenden Grund an: erstens im Satz vom Grunde des Werdens die Kausalität, zweitens findet er im Satz vom Grunde des Erkennens die Begriffe, drittens im Satz vom Grunde des Seins werden die Dinge in Zeit und Raum wahrgenommen und viertens im Satz vom Grunde des Wollens das Gesetz der Motivation augestellt. Diese vierfache Wurzel des Grundes ist das Fundament der Philosophie Arthur Schopenhauers, die die Welt als unzerstörbare Einheit des Vielen und Getrennten definiert.

Für Schopenhauer ist nicht das Gute im Menschen die Triebfeder der Moralität. Er sieht im menschlichen Egoismus den Grund alles Tun und Handelns. Nur das Mitleid, das das Wohl des Fremden will, könne die Basis für Gerechtigkeit und Menschenliebe legen. Denn einzig das Mitleid sei von allen egoistischen Motiven rein, wecke dennoch eine innere Zufriedenheit, die man das gute, befriedigte, lobende Gewissen nenne.

Die Welt als Wille und Vorstellung

Der erste Satz seines Werks „Die Welt als Wille und Vorstellung“ lautet: „Die Welt ist meine Vorstellung“. Damit formuliert er die Grundannahme des Idealismus. Die Welt ist immer die des einzelnen Individuums, weil jeder Mensch sie immer nur mit seinen Sinnesorganen und seinem Verstand erfassen kann. Bleibt die Frage zu klären, welches Ziel der Wille verfolgt, der als das Wesen der Welt dargestellt wird. Arthur Schopenhauer antwortet darauf, dass es kein Ziel des Ganzen gebe, sondern jeder einzelne Akt seinen Zweck habe, das gesamte Wollen aber keinen.

Kurzbiographie: Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauer wurde am 22. Februar 1788 in Danzig geboren. 1804 begann er eine Lehre als Handlungsbeflissener in Hamburg, nachdem er zuvor mit seinen Eltern durch halb Europa gereist war. Von 1809 bis 1812 studierte er in Göttingen und Berlin und schloss das Studium mit der Promotion „Über die vierfache Wurzel des Satzes vom unzureichenden Grunde“ ab.

Von 1814 bis 1818 arbeitete er an seinem Hauptwerk „Welt als Wille und Vorstellung“. 1820 habilitierte er sich an der Philosophische Fakultät in Berlin, doch er fand im Gegensatz zu Georg Wilhelm Friedrich Hegel bei den Hörern kaum Beachtung. 1831 zog er nach Frankfurt am Main um. Erst ab 1846 fanden seine Schriften zunehmende Anerkennung, nachdem er vorher an den Universitäten totgeschwiegen worden war. Arthur Schopenhauer starb am 21. September 1860 in Frankfurt am Main.

Von Hans Klumbies