Adipositas kostet in Deutschland fünf Milliarden Euro

Deutschland leidet an Übergewicht. Rund 15 Prozent der Bundesbürger leiden an krankhafter Adipositas. Vor zwölf Jahren waren es laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) noch rund 3,5 Prozent weniger. Etwa 60 Prozent der deutschen Männer haben Übergewicht, bei den Frauen sind es 45 Prozent. Oberarzt Christian Jurowich, Leiter des Adipositas-Zentrums in Würzburg, sagt: „Dabei nimmt vor allem die Zahl der Menschen zu, die extrem viele Kilos mit sich herumtragen. Der Body-Mass-Index (BMI) steigt bei ihnen in schwindelerregende Höhen.“ In vielen Ländern der Welt gibt es dieselben Symptome. Das Fachmagazin „The Lancet“ stellt fest, dass rund eine halbe Milliarde Menschen auf der Welt fettleibig sind.

Es gibt vielfältige Gründe für ein krankhaftes Übergewicht

Laut Christian Jurowich teilt sich die Bevölkerung in Deutschland in zwei vollkommen verschiedene Gruppen auf. Er erklärt: „Die einen, die sich sehr viel bewegen, sich um ihre Ernährung und ihren Körper kümmern, und die anderen, für die das zunehmend keine Rolle mehr spielt.“ Auf der einen Seite gibt es die Gesundheitsbewussten, auf der anderen Seite die unbekümmert Übergewichtigen. In der westlichen Welt wiegen heute die Ungebildeten am meisten, die Wohlhabenden achten dagegen in der Regel auf ihr Gewicht.

Besonders Frauen mit geringer Bildung leiden an Übergewicht. Bei ihnen liegt die Wahrscheinlichkeit um zwei- bis dreimal höher, fettleibig zu werden, als bei Frauen mit einer guten Ausbildung. Die Gründe für eine krankhafte Adipositas sind laut Christian Jurowich vielfältig. Sie kann genetisch bedingt sein oder beispielsweise durch Stress hervorgerufen werden. Eine Tatsache ist allerdings neu dazugekommen. Christian Jurowich erklärt: „Wir können heute immer und überall sofort etwas zu essen bekommen.“

Die gravierenden Krankheitssymptome von Adipositas

Christian Jurowich glaubt zudem, dass es den Menschen in Deutschland zu leicht gemacht wird, zu viel und zu ungesund zu essen. Außerdem sind seiner Meinung nach qualitativ hochwertige Lebensmittel meist teurer als niederwertige Nahrung mit sehr vielen Kalorien. Dazu kommt, dass viele Deutsche nicht mehr selbst kochen und nicht mehr zusammen mit der Familie essen. Die meisten wissen auch gar nicht mehr, wie man eine gesunde Mahlzeit zubereitet.

Wer ständig zuviel Fett und Zucker zu sich nimmt, wird nachweislich krank. Ab einem Body-Mass-Index von 35 muss der Betroffene mit gravierenden Krankheitssymptomen rechnen. Es können Rückenprobleme oder Durchblutungsstörungen entstehen, Diabetes und Nierenleiden auftreten. Auch Herzkreislaufbeschwerden und Krebs entwickelt ein Adipöser mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit als ein Mensch mit Normalgewicht. Die Folgen sind nicht nur für den Fettleibigen besorgniserregend, auch die Gesellschaft leidet mit. In Deutschland kostet es jedes Jahr fast fünf Milliarden Euro, die Folgen der Adipositas zu kurieren.

Von Hans Klumbies