Der Romantiker und moderne Autor Heinrich Heine

Die Meinungen über Heinrich Heine sind geteilt: Für die einen ist er der größte Lyriker nach Johann Wolfgang von Goethe, einer der ganz großen Virtuosen der deutschen Sprache in Dichtung und Journalismus. Für die anderen bleibt und ist er eine zweifelhafte Figur: ein flatterhafter Spötter, ein charakterloser Erotomane, ein dubioser Nestbeschmutzer. Zu seinen engsten Freunden in seiner Kindheit zählte Josefa die Nichte des Düsseldorfer Scharfrichters und der „Hexe von Goch“, die den Kindern geheimnisvolle, längst vergessene Volkssagen und schaurige Totenlieder vorsang.

Heinrich Heine scheitert als Geschäftsmann

Josefa mit den langen roten Haaren, dem blassen Gesicht und der verschleierten Stimme, verkörperte für den jungen Heinrich Heine die lebendige Romantik, noch bevor er ihr literarisch verfiel. Heinrich Heine besuchte eine katholische Klosterschule, wo er unter militärischer Disziplin Latein, Geografie und französische Literatur paukte. 1815 wurde Heinrich Heine für drei Wochen Lehrling im Frankfurter Kontor des Bankiers Rindskopf.

Eine Woche länger hielt er es anschließend in einer Kolonialwarenhandlung aus. Danach nahm sich der berühmte Bankiersonkel Salomon Heine des ungeraten Jungen an und ermöglichte ihm eine zweijährige Lehrzeit in seiner Hamburger Firma und gab ihm schließlich das Geld für ein eigenes Manufakturgeschäft. Nach einem knappen Jahr war der junge Kaufmann bankrott, die Karriere als Geschäftsmann endgültig beendet.

Die ersten Gedichte entstehen in den Lehrjahren

Während all seiner Lehrjahre hatte Heinrich Heine schon Gedichte, epigonale Reimereien in Ton der Zeit von Minne, Vaterland und Heldentum geschrieben. Es war die leidenschaftliche und unerwiderte Liebe zu seiner Cousine Amalie, die den neuzehnjährigen Heinrich Heine in Hamburg seinen eigenen schriftstellerischen Stil finden ließ. Es entstanden Gedichte, die zehn Jahre später im „Buch der Lieder“ zusammengefasst wurden, darunter befanden sich die berühmten Balladen „Belsazar“ und „Die Grenadiere“.

1819 begann Heinrich Heine ein Jurastudium in Bonn. Doch da ihm die Rechtswissenschaften öde und trocken erschienen, zog er es vor, die Vorlesungen August Wilhelm Schlegels zur „Geschichte der deutschen Sprache“ zu besuchen. Heinrich Heine wurde ein Schüler Schlegels und sein erster publizierter Aufsatz war eine glühende Verteidigung der romantischen Literatur.

Der Dichter lernt die geistige Elite Deutschlands kennen

1820 übersiedelte Heinrich Heine als Student nach Berlin. Dort erlangte er die gesellschaftliche Zugehörigkeit zur deutschen geistigen Elite im Salon Rahel Varnhagens. Alexander von Humboldt, Georg Wilhelm FriedrichHegel, Bettina von Arnim, Leopold von Ranke, Adelbert von Chamisso und Friedrich Heinrich Karl Freiherr de la Motte Fouqué verkehrten hier.

Heinrich Heine bewegte sich aber nicht nur in kultivierten Kreisen: sein Gegenpol waren die Bohemiens um E.T.A. Hoffmann, den Schauspieler Devrient und den genialischen, ungebärdigen Christian Dietrich Grabbe, die in der Weinstube Lutter & Wegener ihre wüsten Zechgelage veranstalteten. 1825 gelang Heinrich Heine trotz Promotion zum Dr. jur. und seinem Übertritt zum Christentum nicht die ersehnte bürgerliche Etablierung.

Heinrich Heine übersiedelt nach Paris

Heinrich Heine war jetzt arbeitslos und wurde unfreiwillig zum freien Dichter. Er schrieb Gedichte, Dramen, Reiseberichte und Pamphlete. Sein Kampf gegen Spießer, Pfaffen, Obrigkeit und Adel machten ihn schnell berühmt und berüchtigt. Sein „Buch der Lieder“ trug zu seiner Popularität wesentlich bei. Da ihn die allgegenwärtige Zensur in Deutschland zermürbte, hielt ihn nichts mehr in der Heimat als ihn im Hochsommer 1830 auf Helgoland die Nachricht von der Juli-Revolution in Paris erreichte.

Am 1. Mai 1831 traf er in Paris ein. In Paris wurde Heinrich Heine bald ein Anhänger des revolutionären Saint-Simonismus. Er versuchte als Korrespondent der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ dem deutschen Leser den republikanischen Standpunkt zu vermitteln und zog damit endgültig die Ablehnung der deutschen Zensurbehörden auf sich.

Deutschland – Ein Wintermärchen

1833 musste Heinrich Heine seine Berichterstattung für die Augsburger „Allgemeine Zeigung“ beenden, zwei Jahre später verbot der Deutsche Bundestag seine Bücher. Mit der Versdichtung „Deutschland – Ein Wintermärchen“ zog Heinrich Heine 1844, im Anschluss an zwei Besuche in Deutschland das Resümee seiner Kritik an der alten Heimat: es war eine erbarmungslose Satire auf die deutsche Obrigkeit, auf Adel und Kirche, aber durchzogen von der ungebrochenen Hoffnung auf die Kraft des einfachen Volkes.

Der leichte Ton, die Grazie, mit der Heine Ernstes und Erlittenes aussprach, ist ihm von den Deutschen nie ganz verziehen worden. Heinrich Heine war der letzte Romantiker und der erste moderne Schriftsteller in seiner inneren Zerrissenheit, der abgrundtiefen Verzweiflung, die sich hinter einer heldenhaften Leichtherzigkeit versteckte, der ungestillten Sehnsucht nach eine verloren gegangenen Einheit. Heinrich Heine liegt auf dem Pariser Friedhof von Montmartre begraben.

Kurzbiographie: Heinrich Heine

Heinrich Heine wurde am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf als Sohn eines jüdischen Tuchhändlers geboren. Nachdem sein Versuch gescheitert war, sich als Kaufmann zu etablieren, studierte er Jura in Bonn, Göttingen und Berlin. Trotzdem er 1825 zum Protestantismus übertrat, fand der promovierte Jurist keine Anstellung beim Staat. Er entschied sich deshalb für das Leben eines freien Schriftstellers und wohnte in Lüneburg, Hamburg, München und Norderney.

Ab 1831 arbeitete er als Korrespondent der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ in Paris. Neben der in „Lutetia“ zusammengefassten journalistischen Arbeiten zählen zu Heinrich Heines Hauptwerken: „Das Buch der Lieder (1827), „Atta Troll (1843), „Deutschland – Ein Wintermärchen“ (1844), Gedichte, Balladen und Lieder. Heinrich Heine starb am 17. Februar 1856 in Paris.

Von Hans Klumbies