Mihaly Csikszentmihalyi lehrt das gute Leben

Mihaly Csikszentmihalyi ist davon überzeugt, dass der Mensch ein wirklich ganz erfülltes Leben nur dann führen kann, wenn er ein Teil von etwas ist, das sein Selbst an Größe und Dauer übersteigt. In der heutigen Welt gibt es genug warnende Anzeichen für die zu starke Konzentration auf das eigene Selbst der Menschen. Ein Beleg dafür ist die Unfähigkeit, feste Bindungen einzugehen. Wer allerdings ein gutes Leben führen will, muss aktiv Verantwortung für den Rest der Menschheit und die Welt übernehmen. Mihaly Csikszentmihalyi rät den Menschen sich an einer Maxime des Buddhismus zu orientieren, die wie folgt lautet: „Handle stets so, als hinge die Zukunft des Universums von deinem Tun ab, und lache dabei über dich selbst, weil du glaubst, dass irgend etwas, was du tust, irgendeinen Unterschied machen wird.“

Das Kennenlernen des eigenen Selbst führt zu einem guten Leben

Nur diese Verbindung zwischen Anteilnahme und Bescheidenheit macht es möglich, zugleich engagiert und unbeschwert zu sein. Wer diese Einstellung besitzt, muss nicht gewinnen, um ein zufriedener Mensch zu sein. Denn zu helfen, die Ordnung im Universum aufrechtzuerhalten, wird ungeachtet der Folgen zum Lohn an sich. Um das eigene Schicksal lieben zu können, muss man zuerst das eigenen Selbst kennen lernen und dessen Besonderheiten verstehen.

Nur dann ist es laut Mihaly Csikszentmihalyi möglich, diejenigen Bedürfnisse, die dem Menschen helfen, durchs Leben zu finden, von den bösartigen Auswüchsen zu unterscheiden, die für das menschliche Unglück verantwortlich sind. Für alle Menschen ist das größte Hindernis auf dem Weg zu einem guten Leben das eigene Selbst. Doch wenn man lernt, mit dem eigenen Selbst umzugehen, kann es zu einem Helfer, einem Freund sowie zu einem Felsen in der Brandung werden, auf dem sich ein Leben aufbauen lässt, in dem der Mensch seine Erfüllung findet.

Der Mensch muss die Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen

Nur wenn der Mensch seine eigenen Dämonen kennt, muss er sich nicht länger vor ihnen fürchten. Anstatt sie erst zu nehmen, kann das Individuum voll Mitgefühl über die Anmaßungen der Auswüchse seiner Phantasie lächeln. Bevor man sich auf den Weg zu einem guten Leben machen kann, muss man also zuerst das eigene Ich erkennen und anschließend meistern. Die meisten Menschen denken allerdings nur über sich nach, wenn etwas in ihrem Leben schief läuft.

Auf diese Weisen geraten sie laut Mihaly Csikszentmihalyi in einen Teufelskreis, wodurch die gegenwärtige Angst die Vergangenheit tönt und die schmerzlichen Erinnerungen wiederum die Gegenwart noch trostloser erscheinen lassen. Aus diesem Teufelskreis kann der Mensch nur ausbrechen, wenn er sich angewöhnt, über das eigene Leben nachzudenken, wenn es einen Grund gibt, sich darüber zu freuen, oder wenn er in einer gehobenen Stimmung ist.

Mihaly Csikszentmihalyi ist der Ansicht, dass es noch besser ist, psychische Energie in Ziele und Beziehungen zu investieren, die das Selbst mittelbar in einen Zustand der Harmonie versetzen. Ein einfacher Weg zur Verbesserung der Lebensqualität besteht für den Psychologen darin, die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Die Lebensqualität steigert sich sogar sehr, wenn der Mensch lernt, das zu lieben, was er tun muss.

Kurzbiographie: Mihaly Csikszentmihalyi

Mihaly Csikszentmihalyi wurde 1934 in Fiume an der Adria geboren. Seine Jugend verbrachte er in Rom und arbeitete anschließend als Fotograph und Reisebürokaufmann. Ab 1958 studierte er an der University of Chicago. Dort entwickelte er auch als Professor seine Theorien über Flow, die Kreativität und das Ich.

Unter anderen hat er folgende bedeutende Bücher veröffentlicht: 1) Das Flow-Erlebnis. Jenseits von Angst und Langeweile im Tun aufgehen (Verlag: Klett-Cotta 2005) 2) Dem Sinn des Lebens eine Zukunft geben (Verlag: Klett-Cotta 2005) 3) Lebe gut! Wie Sie das Beste aus Ihrem Leben machen (Verlag: dtv 2001).

Von Hans Klumbies